Das Panoptikum -- Vertragsbedingungen

Anzahl der Beiträge : 3 Anmeldedatum : 28.02.10

Nachdem dir die Augenbinde abgenommen wurde gewöhnen sich deine Augen nur langsam an das leicht eingefärbte,
schummrige Licht, das die Kerzen spenden. Erst spät bemerkst du, dass sie nicht in der Farbe brennen, die Feuer in der
Regel hat. Die Flammen flackern in einem milchigen Blau und dir wird sofort um einiges kälter.
Von allen Seiten starrt dich löchriges Mauerwerk an, dass sich leise aber beständig mit dem Wind über dich unterhält.
Unwirkliches Zischeln und Tuscheln dringt an dein Ohr, mal von links, mal von rechts, kaum zu verstehen, kaum zu orten.
Nachdem du und deine bucklige Eskorte die Vorhalle verlassen habt, verschwimmt deine Wahrnehmung innerhalb der
schmalen Gänge, durch die du geführt wirst. Die einzige Lichtquelle ist eine der Flammen, die dein schweigsamer Führer
mit seinem Körper abschirmt, als wolle er sie beschützen. An deine Augen dringt lediglich ihr Wiederschein an den
Wänden. Das Licht flackert, wird stärker und schwächer. In deinen Augenwinkeln beginnt das Mauerwerk zu atmen und
sich zu bewegen. Die Gänge scheinen enger zu werden, sich dir zu nähern, doch sobald du hinüberschaust ziehen sie
sich in windeseile zurück, als fürchteten sie deinen Blick.
Du hast das Gefühl, nicht allein zu sein, verfolgt zu werden. In einem flüchtigen Augenblick glaubst du neben dir eine Stelle
an der Wand wahrzunehmen, die auf eine merkwürdige Art noch dunkler als der Rest der Steine ist. Doch dieser schemen-
hafte Fleck bleibt weder auf ein Mauerstück beschränkt, noch ist es dein eigener Schatten. Diese Dunkelheit begleitet
dich ganz offensichtlich, und anders als die Wände weicht sie nicht zurück, wenn du sie anschaust. Dir scheint, als schaue
sie dir fest in die Augen ...

Ein pochender Schmerz in deinem Schädel reisst dich aus diesen Gedanken. Dein Begleiter hämmert mit stoischer Ruhe
und in stillem Vergnügen mit seiner Faust gegen deinen Kopf. "Da!" Er zeigt auf einen hölzernen Türrahmen. "Rein, jetzt,
sofort! Nicht warten!" Offensichtlich habt ihr das Ende eines langen Ganges erreicht, das Ende einer Treppe? Hintern dir
enden Stufen, doch du hast sie nicht einmal registriert. Der Bucklige tritt zur Seite und macht dir Platz. Als du zögerst den
völlig im Dunkeln liegenden Raum hinter dem Durchgang zu betreten, wird das Flüstern lauter, deutlicher: "Nur Mut! Habe
Mut Kind!" Aus dem Rauschen wird eine immer deutlichere Stimme, weniger um dich herum, als stärker und stärker in dir
drin. "Verzage nicht, wir sind bei dir. Wir begleiten dich." Etwas in diesen Worten erfüllt dich und wie von selbst setzt sich
das erste deiner Beine vor das andere, du betrittst die Schwärze ...

Die Tür fällt lautlos hinter dir ins Schloß, nur der Luftzug und die dumpf schallend, leiser werdenden Schritte ausserhalb des
Raumes zeugen davon, dass du nun eingesperrt und allein bist. Als plötzlich eine Explosion aus Schall deine Ohren trifft und
sich donnernd in deine Schädeldecke gräbt:

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Dieser Raum, dieser Tag, dieses Leben existiert nicht. Erfährt jemand aus deinem Mund von diesem Moment,
ist das gleichzeitig der Moment deines letzten Atemzugs. Dein zweiter Tod wird endgültig sein. Für alle Aus-
senstehenden ist das Panoptikum ein Museum, sind wir Sammler seltener Kunstwerke.
Vergesse wer du warst, was du warst. Du bist nun Verlassen. Dein Körper, deine Seele, deine Kraft, all das
gehört uns. Im Gegenzug erfüllen wir deine lachhafte, ja erbärmliche Erscheinung mit Sinn. Du wirst dabei
helfen, den Kindern Sylvanas die Herrschaft über alle anderen zu sichern.
Wir sind die, denen diese Welt zusteht. Sehen wir dich jemals mit einem der anderen Völker paktieren, dein
Haupt vor ihnen neigen oder gar kriechen, ist dein Schicksal besiegelt. Sie sind Werkzeuge, also benutze sie.
Alle Schätze dieser und anderer Welten gehören den Verlassenen. Sie sind mit den zur Verfügung stehenden
Mitteln vor den anderen Völkern zu bewahren, auch wenn das bedeuten sollte, sie zu zerstören. Doch was dir
hilft mächtiger zu werden, soll auch dir gehören, setzt du es in unserem Sinne ein.
Unsere Loyalität gilt an erster Stelle Sylvanas, ihr Wort ist Gesetz. Sie befiehlt, wir dienen. Sollten die Entweihten
nach unserer Unterstützung rufen, werden wir auch ihnen mit aller Macht zur Seite stehen. Für die Klans der Orks
oder gar die Feste der Blutelfen wird lediglich gekämpft, wenn wir ihnen damit mächtige Gegenstände entreissen
können.
Neben den gerade genannten dienen wir nur noch unserer Gemeinschaft. Sollte einer der unseren Hilfe benötigen,
gereicht es uns allen zum Vorteil, wenn wir eine stützende Hand reichen. Bist du der Stärkere, entscheide selbst.
Wer dauerhaft zu schwach erscheint sich selber zu helfen, ist es nicht wert, kostbare Zeit und Energie für ihn zu
opfern.
Kannst du ohne große Mühe einem Bruder oder einer Schwester helfen, nur zu. Beachte aber, dass es uns nicht zum
Nachteil wird. Verräter gibt es zuhauf. Vermeide es die anderen Rassen zu stärken, es sei denn, es dient unseren
Zielen.

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Stille. Schwärze. Leere. Und dann das Gefühl, als brenne dein Herz, deine Brust, dein Körper, sie füllen sich, doch nicht mit
Schmerz. Du fühlst wie ein Panzer um dich herum entsteht, keine Pein der Welt kann dir noch etwas anhaben. Angst und
Zweifel sind von dir gewichen. Du fühlst wie um dich herum ein Netz gewebt und wie du mit eingearbeitet wirst. Du fühlst,
wie du Teil von etwas größeren wirst, du fühlst ... Demut, Vertrauen, Zuversicht. Die Kälte der Wiedergeburt scheint ein für
alle mal verschwunden. Dein Erwachen im Vorhof der Unterstadt bringt deutliche Gewissheit:

Du bist Verlassen, aber du bist nicht mehr allein.

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Anzahl der Beiträge : 36 Anmeldedatum : 28.02.10 Ort : Bayern

Saugut...war mein erster Gedanke nach dem Durchlesen.
Ich kann mir gut vorstellen, wie es einen Gildenanwärter flasht, wenn er das vorgelegt bekommt.