Die Chroniken von Altland
~ Die geraubten Heiligtümer Ihrer Majestät ~
„In welchem Jahr der große Krieg war? Da musst du erst fragen welches Jahr wir haben und ich frage, nach wessen Kalendern ich gehen soll. Nach denen der Elfen etwa? Denen der Menschen? Oder doch eher der grausigen Orcs, der Zwerge oder denen der Echsenmenschen? Es gibt einfach zu viele Völker mit fanatischen Priestern welche sagen, dass unsere Welt dann und dann entstanden sei.“, grinste der alte bärtige Mann mit den schneeweißen Haaren die junge Schankmaid der Taverne „Zum Wilden Kobold“ an.
„Bei Glorm, dem Gott der Weine! Nun sagt schon und tut nicht so als wäret Ihr ein Wichtel! Ich weiß genau, dass Ihr dort mitgekämpft habt! Ich will nur wissen, wann und warum genau der Krieg ausbrach.“ , funkelt die Schankmaid mit den roten langen Haaren und den Sommersprossen den alten Mann neugierig an, welcher plötzlich zu lachen beginnt.
„Schon gut, schon gut, mein Mädchen. Beruhige dich, ich erzähle dir die Geschichte ja schon, wenn du sie unbedingt hören willst. Nur … wo fängt sie an? … Ach ja! Mit den geraubten Heiligtümern Ihrer Majestät … .“
Der alte Mann, ein alt gedienter Veteran um die sechzig Lenzen, nahm noch einen großen Schluck aus seinen Krug und fing an, seine Geschichte zu erzählen.
Zwanzig Jahre früher:
Die Königreiche Lhyran und Steinherz führten nun schon seit über einem halben Jahrhundert einen verbitterten Kampf um die größte und mächtigste Nation im gesamten Altland. Obgleich niemand von einem offenen Krieg sprach, waren viele Felder mit dem Blut und den Leichnamen der Opfer dieses Zwistes befleckt, Burgen wurden zu Ruinen und Dörfer zu glühender Asche.
Lhyran, das sich besonders auf seine militärische Stärke der stolzen Imperialen Legion verließ, fühlte sich Steinherz überlegen, dessen Spezialität die Wirtschaft und militärische Stärke im Kauf von Plänen für Kriegsmaschinen und Anheuern von weit herkommenden Schießpulverkundigen war.
Doch musste Lhyran im Laufe des Konfliktes immer öfter eingestehen, dass Steinherz ein ernstzunehmender Gegner war, gar der größte Rivale, den dieses Land je gesehen hat. Und so geschah es, das die beiden weisen Könige, Rolius von Lhyran und Galor von Steinherz, einen Waffenstillstand eingingen, sofern Lyhran den Titel des größten Militärstaates erhielt und Steinherz den des Landes mit der größten Fläche.
Einige Zeit glaubte man daran, dass der Frieden nun endlich Einhalt gebot, doch sollte es nur die Ruhe vor dem Sturm sein. Denn des Königs Töchter, allesamt jung und schön, verschwanden eines Nachts spurlos. Es wurde nur ein Siegelring mit dem roten emporsteigenden Drachen auf grünem Grund, dem Siegel des Königreiches Steinherz, gefunden.
Rolius missachtete den Rat seiner Magister, die eine Invasion auf Steinherz vorschlugen, und schloss sich zwei Tage in seine Gemächer ein, um einen Weg zu finden, seine geliebten Töchter wieder nach Hause zu holen, ohne sein Volk wieder mit dem Geschmack des Todes in Berührung zu bringen und schon gar nicht sein Gesicht zu verlieren, welches bereits von den stetig steigenden Depression gezeichnet war. Schließlich verließ er seine Gemächer und schritt in den großen prunkvollen Thronsaal, wo er stets mit den Magistern, Rat hielt.
„Kriegsberater …!“ , sprach er einen Mann im Saal an. Er war gerüstet und sein Blick war, streng, aber dennoch edel und rechtschaffen.
„Stellt mir eine Truppe zusammen! Fünf sollen es sein. Es müssen tapfere und loyale Soldaten sein! Bringt sie her, ich habe eine Möglichkeit gefunden meine geliebten Töchter aus den Händen von Steinherz zu entreißen! Auch wenn ich zuerst nicht von dieser Idee angetan war, so bleibt mir doch keine andere Wahl. Und nun rasch!“
Der König machte eine Handbewegung, was den Kriegsberater anwies zu gehen und einen Trupp aus fähigen und loyalen Männern aufzustellen. Noch am selben Abend konnte der Kriegsberater seine Männer vorstellen. Sie schritten gerüstet auf den König zu und knieten ehrfürchtig vor ihm nieder. Der König sah sie sich der Reihe nach an und nickte zufrieden.
Es waren Soldaten verschiedenen Alters und verschiedener Charakterstärken, welches man ihnen alleine am Anblick ansah.
Der eine war groß und breit gebaut, sein Blick grimmig und erfahren. Über sein Gesicht zog sich eine lange Narbe, welche ebenso Erfahrung aussagte.
Ein anderer, anscheinend der Truppenführer, hatte bereits leicht graues Haar mit einem gepflegten Vollbart. Sein Blick ebenso erfahren wie die des kräftigen Mannes, doch eine gewisse Autorität ausstrahlend.
Zwei weitere waren ein wenig jünger, so um die fünfundzwanzig bis dreißig Lenzen. Der eine hatte strahlend blaue Augen und war von mittlerer Größe. Besonders auffällig war der Bogen, welchen er geschultert hatte.
Der vierte Soldat hatte dunkle Augen und war recht klein im Gegensatz zu den anderen. Er hatte anstatt dem typischen Langschwert zwei Kurzschwerter am Gurt. Sein Blick hatte etwas anziehendes, aber auch zugleich unheimliches.
Der fünfte in der Reihe war auch der Jüngste. Er schien gerade zwanzig Lenzen alt zu sein. Ein Dreieckschild, wie sie bei Infanteristen üblich waren, hing an einem Schulterriemen über seinen Rücken. Wie alle trug er einen Eisenhut, ein Helm mit Stahlkrempe. Er wirkte ein wenig verunsichert, aber dennoch geehrt vor Ihrer Majestät knien zu dürfen.
„Ich habe euch rufen lassen, weil ich einen besonderen Quest für euch habe! Meine liebreizenden Töchter wurden wie es scheint von einem Mitglied des Rates, vielleicht gar selbst der Königlichen Familie von Steinherz entführt!“
Der Kriegsberater unterbrach den König: „Ihre Majestät wünscht, dass Ihr seine geliebten Töchter zurück nach Hause bringt. Ihre Leben haben höchste Priorität, selbst wenn Ihr, meine Herren, Eure Leben geben müsst. Eure Aufgabe ist es, als Abenteurer getarnt tief ins Feindesland bis zur Hauptstadt vorzudringen und die Königstöchter sicher nach Hause zu holen. Jegliche Mittel, die dafür notwendig sind, werden gestattet. Ihr habt freie Entscheidungskraft, doch müsst Ihr, wie gesagt, inkognito reisen, was bedeutet dass Ihr auf keinen Fall in der Öffentlichkeit Lhyran die Treue schwören dürft.“
Der König schaut seinen Berater an und nickt zufrieden.
„Danke, Loran. Tapfere Soldaten Lhyrans! Geht mit meinen Segen und bringt mir meine geliebten Töchter zurück, möge Ashlick, der Schutzgott der Reisenden, Euch wohl gesonnen sein.“
Die fünf Soldaten erhoben sich, salutierten würdig und verließen den Thronsaal, ehe Jaron, der Soldat mit den Kurzschwertern, das Wort an den Truppenführer Marel richtete: „Wann brechen wir auf?“ Die Antwort kam schnell und trocken. „In einer Stunde, wir sammeln uns vor den Stadttoren, nehmt nur leichte Ausrüstung mit und was Ihr zum Marschieren benötigt, das heißt Proviant, Decken und warme Wollsocken, die Euch Eure Frauen gefertigt haben und bei Gloin dem Gott der Vergesslichen! Natürlich auch Eure Waffen und legt leichte Rüstung an.“
Der Trupp bestätigte den Befehl und ein jeder von ihnen bereitete sich innerlich auf das vor, was ihnen bevorstand. Edwin, der jüngste der fünf Soldaten, öffnete die Tür seines Hauses und wurde sogleich von seinem großen schwarzen weißgefleckten Hund begrüßt während seine Familie bereits bei Tisch saß. Bevor auch nur einer mit dem sprechen anfangen konnte, erhob Edwin das Wort: „Der König hat befohlen, dass wir uns als kleiner Trupp auf den Weg gen Steinherz machen sollen, da seine Töchter, wie es schein geraubt wurden…in einer halben Stunde sammeln sich der Trupp und ich vor den Stadttoren ehe wir aufbrechen.“
Erschrocken und überrascht zugleich, blickte die Familie Edwin stumm an, welcher sich marschbereit machte, ehe das Haus verließ und sich in Richtung Stadttor begab. Er meinte nur ein aufschluchzen und ein Hundejaulen von innen gehört zu haben, worauf er aber nun keine Rücksicht nehmen durfte.
Den Anderen Soldaten des Trupps erging es ähnlich. Sie alle gingen zu ihren Häusern und mussten ihren Angehörigen, sofern sie welche hatten, von diesem besonderen Quest in Kenntnis setzen, ehe sie sich Marschbereit auf den Weg zum Stadttor machten.
Es war bereits dunkel geworden in Altland, als sich der kleine Trupp, dessen Mitglieder allesamt für ein Abenteuer gerüstet waren, am Stadttor versammelte. Marel wurden fünf Pferde aus den Stallungen zur Verfügung gestellt, sodass die Männer ihr Gepäck, auf den großen Kaltblütern verstauen konnten.
Man konnte sie nun in der Dämmerung kaum mehr, als an den unterschiedlichen Staturen und den Bewaffnungen, die sie hatten unterscheiden. Sie alle trugen unter ihren Wollmänteln einen Gambeson, eine dick gesteppte Jacke, mit darüber liegendem Kettenhemd. Die Gesichter verhüllten sie unter warmen Gugeln, Kapuzen die den gesamten Kopf, Hals und Nacken bedeckten und lediglich das Gesicht frei ließen, ebenso aus Wolle.
Marduke, der große kräftige hatte neben einen Langdolch ein Schwert geschultert, was beinahe so lang war wie er selbst und mit zwei Händen geführt werden musste.
Marel, Schulterte einen hölzernen Rundschild mit Stahlrand und Metallbuckel, während er neben dem typischen Langschwert einen Streitkolben als Waffe wählte, während Jaron ganz und gar auf große Hiebwaffen verzichtete und als Waffen nur seine beiden Kurzschwerter mit sich führte. Ebenso verzichtete Larim, der Mann mit den strahlend blauen Augen auf das Langschwert und führte neben den Bogen, einen Falchion mit sich, ein kurzes Schwert mit breiter werdender Klinge. Edwin aber vertraute der Standartausrüstung der Imperialen Legion und wählte, neben den Dolch das gerade Langschwert, mit dem hölzernen Dreieckschild, welchen er geschultert hatte.
„Also Männer, hört gut zu! Wir werden durchreiten bis Sternfurt. Dort werden wir uns eine Herberge nehmen, der Kriegsberater ihrer Majestät hat mir einen Beutel voller Taler zukommen lassen, wovon wir Herbergen und Nahrung bezahlen sollen! Am Mittag des morgigen Tages brechen wir auf und müssten dann am Abend an der Grenze gen Steinherz sein. Vergesst nicht meine Herren, wir reisen inkognito! Das heißt niemand, nicht einmal unsere eigenen Wachen an der Grenze dürfen erfahren dass wir Mitglieder der Imperialen Legion sind!“ Sprach Marel zu den, ihm anvertrauten Soldaten ehe sie ihre Reise auf den Rücken ihrer kräftigen Pferde begannen.
Mitten in der Nacht erreichten sie schließlich ein gut besiedeltes Dorf. Da es keine schützende Mauern und somit verschlossene Tore gab, konnten sie ohne großes Aufsehen zu erregen einreiten. In der Taverne „Zum Wilden Kobold“ brannte noch Licht und herrschte reges treiben, eben jene welche noch ausgiebig ihr Tagewerk mit einem guten Tropfen und Musik verabschiedeten.
„Ein wenig turbulent für meinen Geschmack.“ Musterte Larim die Taverne von Außen skeptisch, worauf Marduke lachend Antwortete: „Hach! Es gibt doch nichts Schöneres als eine gute Taverne mit Bier, Musik und leichten Mädchen! Außerdem, wenn du es nicht so belebt magst, weshalb bist du dann zur Legion gegangen?“ „Ganz einfach weil ich es als Ehre auffasse für mein Land und meinen König zu kämpfen.“ Grinste Larim zurück und Jaron erhob das Wort: „Na dann, beweise deine Ehre indem du mit einer Hure kämpfst und mit ihr die Nacht verbringst.“ Lachend stiegen die fünf Soldaten von ihren Pferden und schritten zur Tür hinein, wo sie wegen der Waffen skeptisch gemustert wurden. Ein Flüstern begann unter den Dorfbewohnern und nuschelten über die fünf Gestallten, während Marel zum Wirt schritt um nach Zimmer für die Nacht zu fragen. „Haben unglücklicherweise nur noch ein Zimmer frei meine Herren. Und die Anzahl der Betten reicht auch nicht aus, da in diesem Zimmer nur drei Betten stehen. Aber wenn ihr wollt könntet ihr im Stall übernachten.“ Meinte der Wirt leicht verunsichert in Anblick der fünf Gestallten. Marduke jedoch lachte auf und nahm Edwin freundschaftlich in den Schwitzkasten: „Ach, das macht doch nichts! Ich kuschle doch gerne mit dem kleinen hier!“ Marel schüttelte nur kurz den Kopf, grinste dabei aber und meinte, das sie das Zimmer wohl doch nehmen würden.
Er bezahlte und nach ein paar wenigen Krügen Bier gingen sie zu Bett. Marel durfte als Truppenführer alleine in einem Bett schlafen, während die anderen Vier sich die beiden übergebliebenen Betten teilen mussten. Es war eine ruhige Nacht, nur für Edwin und Jaron nicht. Jaron hatte Edwin geweckt und verlangte das sie die Betten tauschten, da er nicht weiter Larims schwitzige Füße im Gesicht haben wollte. Da Edwin der Jüngere war, fügte er sich seinem Schicksal. Zum einen, weil ein Streit nur die Anderen geweckt hätte und zum anderen weil er dachte das die schwitzigen Füße ein guter Tausch im Gegenzug zu Mardukes Fürzen war.
Am nächsten Tag, traten sie ihre Reise nach einem üppigen Frühstück aus Haferschleim, gebratenen Eiern, Ziegenmilch und Brot noch vor dem Zeitplan an, sodass sie Sternfurt bereits hinter sich gelassen hatten, als die Mittagsonne am Himmel stand. Unterwegs trafen sie auf viele Händler die ihren Weg kreuzten. Sie schienen aus ganz Altland zu kommen auch aus den Nationen Lhyran und Steinherz. „Ein Wunder das hier so viele Händler vorbei kommen! Besonders aus Steinherz. Bei den ganzen Geplänkeln.“ Staunte Edwin bei den Anblicken der einzelnen Handelskarren. Marel schmunzelte und Antwortete auf Edwins Aussage: „Nun mein Sohn, Es herrscht kein offener krieg zwischen Lhyran und Steinherz, weshalb also den Handel unterbrechen? Er bringt viele wichtige Ressourcen mit sich und könnte hoffentlich auch irgendwann dazu führen, das wir ganz und gar im frieden Leben.“ „Und uns nicht gegenseitig die Gedärme herausreißen!“ Unterbrach Marduke den Truppenführer.
Als sie weiter ritten, kam dem Trupp ein besonderer Handelswagen entgegen. Er sah aus wie ein Wagen mit denen Gefangene abtransportiert wurden und Edwin fragte sich ob es ein Viehhändler sei ehe der Wagen an ihnen vorbei fuhr und er von vielen traurigen Gesichtern, welche meist zu jungen Menschen, oft Mädchen gehörten. „Sklavenhandel! verabscheuungswürdiges Geschäft!“ Gab Edwin empört von sich, als er den Wagen mit seinen Blicken verfolgte, während die fünf weiter gerade aus ritten. Jaron wurde kurz schneller um neben Edwin reiten zu können und beugte sich zu ihm herüber, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln. „He, was meinst du wem die Sklaven es meistens zu verdanken haben, dass sie ihrer Freiheit beraubt wurden? Genau! Dem Krieg und somit auch uns der Imperialen Legion. Außerdem, viele Dirnen sind auch Sklaven, oder ehemalige.“ „Aber können wir denn nichts dagegen tun? Das ist nicht richtig.“ Jaron zog eine Augenbraue hoch und schaute Edwin an. „Es ist eben so und DU wirst daran auch nichts ändern können. Also denk darüber nicht nach. Sag mal, in wie vielen Schlachten hast du schon gekämpft?“ Edwin überlegte kurz. „In fünf Schlachten und bei einer Belagerung habe ich einmal mitgemacht.“ Jaron lachte auf. „Also in sechs großen Gefechten? Und du hast bis eben nicht gewusst was mit Kriegsgefangenen passiert!? Willst du mich für dumm verkaufen?“ „Nein nein, das nicht Jaron. Ich wusste schon dass einige als Sklaven verkauft werden. Aber ich habe mir nie Gedanken über deren Leid gemacht.“ Marel unterbrach die Beiden. „Ruhe ihr beiden alten tratschenden Weberinnen! Wir haben gleich die Grenze erreicht. Also, ich will kein Wort mehr von Schlachten in denen ihr Gedient habt, hören!“ Die Grenze War bereits in sicht. Eine lange steinerne Mauer mit großem Torhaus durch welches Reisende und Händler hindurch mussten.
Nach einiger Zeit, hatten die Fünf den Grenzposten erreicht und wurden, wie alle Reisenden von den Wachen befragt, was ihr Ziel sei und woher sie kamen. Wie befohlen gaben sich die Soldaten als Abenteurer aus, welche in ferne Länder ziehen wollten. Und unter dem Gelächter der Wachen, konnten sie durch das Tor an den strahlenden Bannern Lhyrans vorbei ins Feindesland einreiten. Es dunkelte bereits als sie Schildheim, einer gut befestigten aber kleinen Stadt erreichten. Wie auch am Grenzposten befragten, diesmal Soldaten aus Steinherz die Fünf und Marel gab erneut wie befohlen die Aussage an, das sie Abenteurer seien. „Abenteurer? Soso.“ Eine Wache, wohl der Hauptmann in Schuppenrüstung aus Stahl mit darüber liegendem Wappenrock und im Gegensatz zu den anderen Wachen nur mit einem Schwert bewaffnet und ohne Helm, musterte die Fünf mit seinen leuchtend Grünen Augen an und begann unter seinen roten Bart schelmisch zu grinsen. „Gut, wir haben auf Leute wie euch gewartet! Wir haben hier in Schildheim jede Menge ärger. Und damit meine ich weder die Säuferbande die sich die Legion aus Lhyran schimpft oder allgemein irgendwelche Menschen. Nein! Dies geht weit darüber hinaus. Na? Interesse? So etwas sollte für euch doch den gespreizten Beinen einer Frau gleich kommen nicht?“ Marduke, Larim, Jaron und Edwin schauten fragend und ratlos zu Marel, welcher kurz überlegte und schließlich dem Hauptmann antwortete: „Gut. Hört sich interessant an. Was genau soll getan werden? Oder an wem sollen wir uns wenden? Und vor allem, was springt für uns dabei raus?“ Marel versuchte so glaubwürdig wie möglich rüber zu kommen und hatte Erfolg, denn der Hauptmann lachte und Nickte zufrieden. „Als erstes solltet ihr das nächste Gasthaus aufsuchen Fremde. Nehmt euch ein Zimmer, oder mehrere, trinkt ein Bier und vergnügt euch mit einer Frau. Am Morgen dann meldet euch im Rathaus, das ist das große Gebäude auf dem Marktplatz, gegenüber der Kapelle und sprecht mit dem Magistrat Paulus Kleinhelm.“ Marel nickte, „Das werden wir. Und wenn ihr wollt trinken wir für euch einen mit.“ Der Hauptmann grinste weiterhin und gab zurück: „Das ist sehr gnädig, wir kommen heute eh nicht mehr dazu!“
Lachend ritten die Fünf in die Stadt, vorbei an den Verteidigungsanlagen auf der suche nach dem Gasthaus, ehe Larim leise meinte, sodass nur seine Gefährten es hören konnte: „Der hat die Legion als Säufer beleidigt.“ „Der ist nur neidisch, mach dir nichts draus mein Freund!“ lachte Marduk amüsiert. Selbst wenn dieser Mann Scherze machte, so wirkte er doch recht bedrohlich.
Lange musste die Truppe nach dem Gasthaus nicht suchen. Sie mussten lediglich der Musik der Spielleute und das Gegröle der Betrunkenen zu folgen. Ein Junge, wohl Sohn des Wirtes blickte die Männer mit glänzenden Augen an als sie Anstallten machten, ihre Pferde irgendwo unterstellen zu können. „Hierher meine Herren! Ihr könnt Eure Pferde und das Gepäck mir ruhig anvertrauen! Bim, der Sohn des Wirtes zur Tanzenden Hexe ist ein Meister darin auf Sachen aufzupassen, aye! So wahr ich hier stehe!“ Die Männer schauten sich gegenseitig an und mussten bei den gefälligen, gar ehrfürchtigen Ton des Jungen schmunzeln ehe Marel das Wort erhob: „Nun gut Junge, wir vertrauen dir unsere Sachen an, aber das du auch wirklich gut darauf aufpasst.“ Marduk mischte sich ein, „Und wehe, es ist auch nur das geringste und kleinste Teil unseres Gepäcks verschwunden. Dann reiße ich dich in Stücke.“ Der junge schaute Marduk kurz entsetzt an ehe er sich selbst mit der faust auf die Brust klopft. „Ich schwöre es! Wenn ich meinen Schwur breche, soll die Wilde Hexe lichterloh brennen!“ Schließlich nickte auch Marduke zufrieden und die fünf vertrauten dem Jungen die Kaltblüter und ihr Gepäck an. Für den Jungen hatte Marel auch einen Taler übrig den er freudestrahlend entgegen nahm.
In der Taverne zur „Wilden Hexe“ herrschte eine fröhliche Gelassenheit, die Leute tanzten und sangen zu den Liedern der Spielleute, tranken, spielten Glücks- und Kartenspiele oder Liebkosten ihre Auserkorene. Die Fünf wurden nur kurz wegen der Waffen skeptisch gemustert, doch nachdem sie ein Zimmer genommen haben, mit genügen Betten und ihr Rüstzeug und Waffen im Zimmer zurückließen feierten sie ebenso gelassen und fröhlich wie die anderen Gäste. Marel schaute sich zufrieden um und genoss sein Bier während sein Blick auf Edwin fiel, der sich gerade mit einer sehr hübschen jungen Schankmaid unterhielt, dessen schwarze Haare zu zwei Zöpfen geflochten wurden, welche ihr über die Schulter fielen. Marel lächelte bei diesen Anblick und sprach zu Marduk, der neben ihn saß: „Die da, die Schankmaid bei unserem Kleinen. Die hat ein Auge auf ihn geworfen.“ Marduk duzte und schaute den Truppenführer an. „Und warum den? Was hat der schon zu bieten? Ich könnte ihr ganz besondere Dinge zeigen.“ Er grinste doch bevor er fortfahren oder von Marel unterbrochen werden konnte wandte sich Jaron an Marduke: „Weil er nicht so ein hirnloser Säufer ist. Zudem ist er, sehr, sehr, sehr viel jünger als du!“ Marduke wollte gerade aufspringen um Jaron eine Lektion zu erteilen ehe dieser schon lachend sagte: „Aber nun verzeiht, ich werde mir nun von meinen Geld ein Mädchen leisten. Habe schon seit Wochen nicht mehr.“ Marduk sowie Marel lachten auf und schauten Jaron hinterher wie er eine recht hübsche Dirne um die dreißig Lenzen ansprach und kurz darauf mit ihr in die oberen Kammern verschwand.
Marduke grinste und deutete mit dem Kopf wieder zu Edwin und der Schankmaid. „Dieser Idiot, der bekommt es nicht einmal mit das sie versucht ihn zu umgarnen.“ Der Truppenführer schmunzelte. „Oh doch mein Lieber, schau dir sein Gesicht an. Wie er lächelt. So lächeln entweder nur Verliebte oder Betrunkene die bemerkt haben das die Flammen einer Kerzen flackern.“ Die beiden hoben ihre Krüger und stoßen aufeinander an, während Edwin weiterhin beschäftigt war, mittlerweile das ein oder andere süße Wort mit der jungen Frau zu tauschen.
In der ganzen zeit war Larim stark damit beschäftigt, seinen Besitz beim Kartenspiel zu erhöhen, was auch funktioniert hätte, hätten die Regeln nicht besagt das man seinen Gewinn sofort für sich und die anderen Spieler am Tisch für Speis und Trank ausgeben musste. Egal wer das Spiel gewonnen oder verloren hat, man hat doch nur gewonnen.
Der Abend wurde immer länger und länger. Larim hat sich nach dem Spiel in den Zuber gesetzt, welcher im Zimmer stand und mit warmen Wasser befüllt war. Mit einen Krug in der Hand, dessen Flüssigkeit sich auf den Boden und in den Zuber ergossen hat ist er eingeschlafen. Marel konnte Marduke gerade noch ins Bett tragen, da dieser dazu selber nicht mehr in der Lage war ehe auch er im vollen Gewand rückwärts aufs bett fiel. Edwin blieb, wie es schien, am längsten von den Vier wach. Er ging erst zu Bett als auch seine Schankmaid, die auf den Namen Milly hörte, sich schlafen legen wollte und ihn gar an der Türkammer einen Kuss auf die Wange gab.
Auch diese Nacht war eine ruhige. Nur einmal wurde Edwin wach als er im Flur des Gasthauses ein Poltern und spielen an der Türklinke hörte, welche von außen vom Wirt verschlossen war ehe etwas später ein knacken und rascheln von draußen zu vernehmen war.
Edwin dachte sich trotz alledem nichts dabei, er dachte das es wohl nur Jaron war der mit der Dirne fertig war und das draußen eine Katze herum gestreunert hat.
Am nächsten Morgen, als die Sonne schon hoch am Himmel stand, öffnete eine etwas dicklichere Frau mit schulterlangen blonden gelockten Haaren die Tür. Es war wohl die Frau des Wirts und hatte eine gütige, fast liebevolle Ausstrahlung. Sie stellte sich amüsiert an den Zuber in dem Larim noch immer saß und lachte auf, woraufhin er wach wurde und unter Schreck seine Blöße verdeckt hat, da er nackt im Zuber saß. „Keine Sorge der Herr, ich werde euch nichts tun. Dafür nehme ich ausschließlich meinen Mann“ Sie zwinkerte Larim zu welcher ein verzweifeltes Grinsen aufgelegt hat. „Aber nun raus da, das Wasser muss doch schon eiskalt sein. Ihr wollt euch doch nicht erkälten!“ Larim merkte nun jetzt erst, dass das Wasser in der tat sehr kalt war und erhob sich langsam aus den Zuber, immer dabei bedacht seine Blöße zu bedecken.
Nach und nach wurden auch die Anderen wach und schauten Larum und die Wirtsfrau verdutzt an, ehe sie in ein verschlafenes gackern ausbrachen. Selbst Marel wirkte in diesem Moment nicht wie der Anführer einer Truppe der Imperialen Legion, sondern wie ein alter Gefährte, der Anderen. Auch die Wirtsfrau musste weiterhin lachen betonte dann aber: „Und holt bitte euren Freund aus dem Baum! Er muss in der Nacht wohl da hoch geklettert sein und die Nacht da verbracht haben!“ Sie deutete aufs Fenster und die Soldaten schauten hinaus auf einen Baum in dem ein sehr blasser Jaron hing und verzweifelt zu seinen Kameraden am Fenster sah, welche anfingen ihn auszulachen.
Gemeinsam mit der Wirtsfamilie saß die Truppe schließlich bei Kuhmilch, Speck und Brot zu Tisch und unterhielten sich lebhaft. Während Edwin und Milly mehr mit dem äugeln als dem essen beschäftigt waren. Marduke musterte Jaron in der zeit. „Sag mal, warum bist du da eigentlich in den Baum geklettert? War die Hure nicht gut?“ Jaron sah Marduke mit einem entsetzten und angeekelten Blick an. „Hör mir mit der auf! Ich, wollte gerade anfangen als ich ihr das Kleid heruntergestreift habe und da, da habe ich etwas gesehen wa… was da nicht hingehört hat!“ Bim der Sohn des Wirts schaute sich fragend in der Runde um während die anderen bis auf Jaron alle lachten. Obwohl er jeden Tag mit leichten Mädchen zu tun hatte, so schaffte es seine Mutter doch seine Unschuld zu bewahren. „Mein Glückwunsch Freund! Du hattest es mit Madame Putey zu tun! Sie ist wie die meisten Dirnen hier eine Wanderdirne. Man sagt ein Magier hat dieses Weib einst verzaubert weil er besondere vorlieben hatte. Sie ist sehr bekannt und viele gehen sehr gerne auf das was sie bietet ein!“ lachte Larim auf während Jaron ihn empört ansah und brüllte: „Ich will auf so was aber nicht eingehen! Und wenn du wusstest wer das war, warum hast du mich dann nicht vorgewarnt!?“
Larim grinste schelmisch. „Weil ich mir genau diesen Moment nicht entgehen lassen wollte.“
Eine hitzige Diskussion zwischen den beiden begann ehe Marel schließlich das Kommando zum Aufbruch gab. Sie Rüsteten sich und nahmen nur das Nötigste mit, da sie davon ausgingen noch eine Nacht in dieser Stadt verbringen zu müssen und machten sich auf den Weg zum Rathaus um mit dem Magistrat zu sprechen, damit die Rolle des Abenteurers auch glaubhaft wird, um so schritt für schritt ihre eigentliche Aufgabe erfüllen zu können.